Die Schriftstellerin und Komponistin Sophie Reyer setzte sich für ihr im Auftrag des Forschungsverbunds Elfriede Jelinek produziertes experimentelles Video lichtwerdung mit Olga Neuwirths filmischer Klang-Bild-Montage Die Schöpfung (2010) auseinander. Für diesen schrieb Elfriede Jelinek den Text. Jelinek befasst sich darin, bezugnehmend auf Haydns gleichnamiges Oratorium, ironisch mit der Genesis und mit dem Thema der weiblichen Schöpfung. Zentrales Motiv ist die Existenz der Künstlerin im Patriarchat und die Rolle der Religion bei der Etablierung und Perpetuierung patriarchaler Machtstrukturen. In Neuwirths Film sieht man sowohl Jelinek als auch Neuwirth schreibend bzw. komponierend – sie stehen zugleich für Wort und Musik und deren Verbindungsmöglichkeiten. Sophie Reyer greift diese Themen assoziativ auf und exploriert ihrerseits in spielerischer Weise die Bezüge zwischen Musik, Bild und Text.
Sophie Reyers Arbeit ist Teil des im Februar 2022 gestarteten Forschungsschwerpunkt WORT.MUSIK.THEATER der sich Beziehungen zwischen Musik, literarischem Text und seiner theatralen bzw. musikalischen Inszenierung widmet – ein Spannungsfeld, das in Elfriede Jelineks Werk und dessen Rezeption Gegenstand eines stetigen Aushandlungsprozesses ist.
Sophie Reyer ist Autorin und Komponistin. Studium der Germanistik in Wien und der Komposition in Graz sowie an der Kunsthochschule für Film und Medien Köln. Promotion an der Universität für angewandte Kunst mit der Arbeit Performanz und Biomacht. Zuletzt erschienen: Die Freiheit der Fische (Czernin Verlag 2019), Veza Canetti - eine Biographie (Verlag Königshausen und Neumann 2019) und Wiener Sagen neu erzählt - 111 Sagenorte (Emons 2019). In Arbeit: Adelhaid (Emons 2020). Letzte Uraufführungen: Alien (Schauspielhaus Wien) und Erster Schnee (Landestheater Linz).“ 2019 auf der Shortlist für den Österreichischen Buchpreis mit Mutter brennt.