Projekt: Kunst & Politik


Elfriede Jelinek: "Schwarzwasser". Akademietheater, Inszenierung: Robert Borgmann, 2020. Martin Wuttke. Foto: Matthias Horn / Burgtheater.

Ausgehend von politisch-ästhetischen Verfahren, wie sie Elfriede Jelineks Werk charakterisieren, befasste sich der Themenschwerpunkt „Kunst & Politik“ mit grundsätzlichen Aspekten politischer Ästhetik: Was ist „politische Kunst“ heute? Welche ästhetischen Strategien führen dazu, dass ein Kunstwerk als „politisch“ wahrgenommen wird oder als solches wirkt?

Ausgangspunkt war das Werk Elfriede Jelineks und dessen politisch-ästhetische Verfahren: Subversion und Dekonstruktion, das Erzeugen von Widerständen, Störungen und Reibungen, Sprachkritik und die Entlarvung manipulativ-populistischen Sprach(miss-)brauchs wie auch sprachlich vermittelter gesellschaftlicher Ausschlussmechanismen.
Damit verbunden sind – etwa in neueren Theatertexten wie Am Königsweg, Schwarzwasser, aber auch rückverfolgbar bis zu Werken wie Wolken.Heim, Das Lebewohl oder Rechnitz – Themen wie Populismus, Faschismus, Rassismus, Antisemitismus und Rechtsruck, aber auch das politische Engagement und die Positionierung als Künstler*in sowie die (Un-)Möglichkeit des Eingreifens.

Als erste Manifestation des Themenschwerpunkts „Kunst & Politik“ fand am 28.11.2019 im WERK X in Wien das interdisziplinäre Symposium „Kunst & Politik“ statt, das sich mit politisch-ästhetischen Strategien ebenso auseinandersetzte wie mit den politisch-ästhetischen Möglichkeiten der unterschiedlichen Künste (wie Literatur, Musik, Theater, Tanz, bildende Kunst, Film) und neuer intermedialer künstlerischer Formate.
Auch das interdisziplinäre Symposium, das am 5. und 6.4.2019 als Rahmenprogramm zur Wien-Premiere von Kelly Coppers und Pavol Liskas Film Die Kinder der Toten im Stadtkino im Künstlerhaus stattfand, setzte sich mit Transformationsprozessen an der Schnittstelle von Roman, Live-Performance und Film sowie mit neuen Formen partizipativer Kunst und politisch-künstlerischer Interventionen auseinander.

Im Rahmen des Schwerpunkts „Kunst & Politik“ ging es zum einen um Grundlagendefinition: Was bedeutet politische Ästhetik und Subversion heute, auch und gerade im internationalen Vergleich? Von welcher Politik- bzw. Kunst-Definition geht dieses Verständnis von „politischer Kunst“ aus? Und was macht Kunst im Allgemeinen und Jelineks Werk im Besonderen politisch?
Daraus ergaben sich Fragen nach konkreten politisch-ästhetischen Verfahren, die in einem zweiten Schritt weiterverfolgt werden: Wie muss Kunst gestaltet sein, um politisch zu sein bzw. als politisch wahrgenommen zu werden, welche Möglichkeiten haben hier die jeweils unterschiedlichen Kunst-Disziplinen?
Auch Fragen nach Kunst und Moral stellten sich in diesem Zusammenhang: Welche Rolle nehmen im internationalen Vergleich Intellektuelle und engagierte, politische Künstler*innen ein und welche Rolle wird ihnen von der Gesellschaft zugewiesen?
Schließlich ging es auch um kulturpolitische Fragen insofern, als sich der Forschungsschwerpunkt damit auseinandersetzte, wie Kunst konkret wirksam werden und eingreifen kann bzw. wie dieses Eingreifen überhaupt definier-und „messbar“ist.

Das Projekt setzte sich aus interdisziplinären und internationalen Symposien - Sprache.Macht.Politik (September 2020), Kunst.Politik.Moral in Wien und Warschau (Mai 2021), Wissenschaft.Kunst.Politik (Mai 2021) und vier Arbeitsgruppen zusammen.

Ab Mai 2020 stellte das Interuniversitäre Forschungsnetzwerk Elfriede Jelinek auf seiner Homepage multimediale Beiträge von Wissenschaftler*innen und Künstler*innen digital zur Verfügung.
Diese Beiträge entstanden im Rahmen der vier Arbeitsgruppen, die sich, prozessual aufeinander aufbauend und in unterschiedlichen innovativen Formaten, mit zentralen Aspekten des Themenfeldes „Kunst & Politik“ auseinandersetzten. Jede Arbeitsgruppe bestand aus Mitgliedern des Interuniversitären Forschungsnetzwerks, seinen International Scientific Partners und aus weiteren namhaften internationalen Wissenschaftler*innen und Künstler*innen, die zum erweiterten Kreis des Forschungsnetzwerks gehören.

Die Ergebnisse des Projekts sind im Band Kunst & Politik veröffentlicht.


DIE VIER ARBEITSGRUPPEN


1. THEORIE UND GRUNDLAGEN

 
DIE MITGLIEDER DER ARBEITSGRUPPE 

  • Ass.-Prof. Dr. Rosemarie Brucher (Zentrum für Wissenschaft und Forschung, Prorektorin, Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, Österreich)
  • Prof. Dr. Allyson Fiddler (Department of Languages and Cultures, Lancaster University, Großbritannien)
  • Prof. Dr. Brigitte Jirku (Dpt. Filologia Anglesa i Alemanya, Facultat de Filologia, Traducció i Comunicació Universitat de València, Spanien)
  • Prof. Chantal Mouffe (Department of Social Sciences, University of Westminster, London, Großbritannien)
  • Doz. Dr. Wolfgang Müller-Funk (Institut für Europäische und Vergleichende Sprach- und Literaturwissenschaft, Universität Wien, Österreich)
  • Prof. Dr. Artur Pełka (Instytut Filologii Germańskiej, Uniwersytet Łódzki, Polen)
  • Univ. Prof. Mag. DDr. Oliver Rathkolb (Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien, Österreich)
  • Doris Uhlich (Wien, Österreich)


VERÖFFENTLICHTE BEITRÄGE DER ARBEITSGRUPPE

23.3.2021
Statement

Kunst und Politik 2. Replik einer Replik
Von Wolfgang Müller-Funk

25.5.2020
Podcast
„Kunst ist potentiell Sonderbeobachtung“: Über das Verhältnis von Kunst und Politik
Mit Wolfgang Müller-Funk und Artur Pełka


2. POLITISCH-ÄSTHETISCHE VERFAHREN


DIE MITGLIEDER DER ARBEITSGRUPPE

  • Univ.-Prof. Mag. Dirk D'Ase (Studiengang Musikleitung und Komposition, Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, Österreich)
  • Prof. Dr. Claudia Breger (Department of Germanic Languages, Columbia University in the City of New York, USA)
  • Univ.-Prof. Dr. Karoline Exner (Studiengang Schauspiel, Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, Österreich)
  • Mag. Bérénice Hebenstreit (Wien, Österreich)
  • Asst.-Prof. Mag. Dr. Teresa Kovacs (Department of Germanic Studies, Indiana University, Bloomington, USA)
  • Univ.-Prof. Mag. Anna Maria Krassnigg (Max Reinhardt Seminar, Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, Österreich)
  • Dr. Bärbel Lücke (Stade, Deutschland)
  • Ao. Univ.-Prof. i.R. Dr. Monika Meister (Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Universität Wien, Österreich)
  • Julya Rabinowich (Wien, Österreich)
  • ao. Univ.-Prof. Dr. Christoph Reinprecht (Institut für Soziologie, Universität Wien, Österreich)
  • Univ.-Prof. Mag. Johannes Maria Staud (Department für Komposition und Musiktheorie, Universität Mozarteum Salzburg, Österreich)
  • Miroslava Svolikova (Wien, Österreich)


VERÖFFENTLICHTE BEITRÄGE DER ARBEITSGRUPPE

29.6.2021
Performance

europa flieht
Mit Dirk D'Ase und Miroslava Svolikova

22.9.2020
Interdisziplinäres Symposium

Sprache.Macht.Politik
Mit Dirk D'Ase, Andrea Heinz, Anna Maria Krassnigg, Julya Rabinowich, Christoph Reinprecht und Sylvie Rohrer
In Kooperation mit der wortwiege

22.6.2020
Video-Gespräch
Kann eine Kadenz politisch sein?
Über das Politische am Musiktheater

Mit Johannes Maria Staud und Andrea Heinz

21.5.2020
Video-Konferenz
Wer stört hier wen?
Politisch-ästhetische Verfahren bei Elfriede Jelinek: Störung, Subversion, Dekonstruktion

Mit Karoline Exner, Bérénice Hebenstreit, Teresa Kovacs, Monika Meister, moderiert von Andrea Heinz
In Kooperation mit dem Volkstheater Wien


3. KUNST – POLITIK – MORAL


DIE MITGLIEDER DER ARBEITSGRUPPE

  • Dr. Karen Juers-Munby (Lancaster Institute for the Contemporary Arts, Lancaster University, Großbritannien)
  • Univ.-Prof. Mag. Yuly Khomenko (Studiengang Gesang und Oper, Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, Österreich)
  • ao. Univ.-Prof. Anita Mayer-Hirzberger (Institut für Musikwissenschaft und Interpretationsforschung, Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, Österreich)
  • Monika Muskala (Wien, Österreich)
  • Prof. Anton Pelinka (Doctoral School of Political Science, Public Policy and International Relations, Central European University, Wien, Österreich)
  • Dr. Julia Prager (Institut für Germanistik, Technische Universität Dresden, Deutschland)
  • Milo Rau (Niederländisches Theater Gent, Belgien)
  • Prof. Dr. Monika Szczepaniak (Instytut Nauk o Kulturze, Uniwersytet Kazimierza Wielkiego w Bydgoszczy, Polen)
  • Marlene Streeruwitz (Wien, Österreich)
  • Kristine Tornquist (sirene Operntheater, Wien, Österreich)


VERÖFFENTLICHTE BEITRÄGE DER ARBEITSGRUPPE

23.12.2020
Podcast

"Eine politikfreie Kunst ist nicht möglich"
Über die Stellung der Kunst in verschiedenen politischen Systemen

Mit Yuly Khomenko und Anton Pelinka

6.7.2020
Video-Gespräch
Ästhetik und Moral: Ein Widerspruch?
Mit Milo Rau und Andrea Heinz


4. PARTIZIPATION & IMMERSION


DIE MITGLIEDER DER ARBEITSGRUPPE

  • Dr. Andrea Braidt (Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Universität Wien, Österreich)
  • Univ.-Prof. Diedrich Diederichsen (Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften, Akademie der bildenden Künste Wien, Österreich)
  • Dr. Sarah Held (Institut für das künstlerische Lehramt, Akademie der bildenden Künste Wien, Österreich)
  • Veronica Kaup-Hasler (Stadträtin für Kultur und Wissenschaft, Wien, Österreich)
  • Thomas Köck (Wien, Österreich)
  • Dr. Doron Rabinovici (Wien, Österreich)


VERÖFFENTLICHTE BEITRÄGE DER ARBEITSGRUPPE

25.3.2021
E-Mail-Wechsel
"Skandal des Realen übertrifft Skandal der Fiktion"
Wie prägt und wirkt Elfriede Jelineks Werk? 

Mit Diedrich Diederichsen und Veronica Kaup-Hasler

17.12.2020
Podcast
"Es liegt eine Wirkmacht in der Musikalität ihrer Sprache"
Über die Wirkung von Elfriede Jelineks Werk auf die (politische) Öffentlichkeit

Mit Sarah Held und Doron Rabinovici

4.5.2020
Video-Performance
„Chor und Kochen“ – Über die (Un-)Möglichkeit künstlerischen Eingreifens
Mit Thomas Köck


ABSCHLUSS

1.-4.5.2021
Interdisziplinäres Symposium

Kunst.Politik.Moral
Gemeinsam mit dem Elfriede Jelinek-Forschungszentrum, in Kooperation mit dem Tanzquartier Wien und dem Österreichischen Kulturforum Warschau

28.-29.5.2021
Interdisziplinäres Symposium

Wissenschaft.Kunst.Politik
Gemeinsam mit dem Elfriede Jelinek-Forschungszentrum, in Kooperation mit dem Schauspielhaus Wien und der Central European University


KOOPERATIONSPARTNER*INNEN DES PROJEKTS

Neben seinem zentralen Kooperationspartner, dem Elfriede Jelinek-Forschungszentrum, wird das Projekt in Kooperation mit folgenden Institutionen durchgeführt:

  • Institut für Politikwissenschaft, Universität Wien, Österreich
  • Institut für Soziologie, Universität Wien, Österreich
  • Institut für Sprachkunst, Universität für angewandte Kunst Wien, Österreich
  • Studiengang Schauspiel der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, Österreich
  • Department für Komposition und Musiktheorie, Universität Mozarteum Salzburg, Österreich
  • Department of Languages and Cultures, Lancaster Institute for the Contemporary Arts, Lancaster University, Großbritannien
  • Département Etudes germaniques, Université Sorbonne Nouvelle Paris, Frankreich
  • Instytut Filologii Germańskiej, Abteilung für deutschsprachige Medien und Österreichische Kultur, Uniwersytet Łódzki, Polen
  • Instytut Nauk o Kulturze, Uniwersytet Kazimierza Wielkiego w Bydgoszczy, Polen
  • Department of Germanic Languages, Columbia University in the City of New York, USA
  • German Department, Faculty of Arts, Universität Kairo, Ägypten
  • NTGent
  • Österreichisches Kulturforum Warschau
  • Stadtkino Wien
  • Volkstheater Wien
  • WERK X
  • wortwiege