Projekt: WELT.AUTORIN.JELINEK


Foto: Martin Vukovits

Ich höre ein Ungeheuer atmen,
ich höre, wie der Atem der Demokratie schwächer wird.
Ich bin froh, daß sie alle hier sind und ihr neues Leben einblasen wollen.
Ich hoffe, es ist nicht zu spät

Elfriede Jelinek in: Der Atem-Automat

 

Der internationale Forschungsschwerpunkt WELT.AUTORIN.JELINEK, den das Interuniversitäre Forschungsnetzwerk Elfriede Jelinek aus Anlass von Elfriede Jelineks 80. Geburtstag (20.10.2026) 2026 erarbeitet, befasst sich mit der österreichischen Nobelpreisträgerin als „Weltautorin“, die die aktuellen globalen antidemokratischen Entwicklungen mit Fokus auf die Position von Frauen* analysiert und deren Analysen weltweit wahrgenommen werden. 

Der Forschungsschwerpunkt untersucht diese Fragestellungen auch aus interdisziplinärer Perspektive. In Form von jeweils einem „Jelinek-Tag“ (mit einem spezifischen Thema) in zentralen Jelinek-Rezeptionsländern wird mit Wissenschaftler*innen, Übersetzer*innen und Künstler*innen aus Österreich und den am Projekt beteiligten Ländern aufgezeigt, wie Jelineks Werke weltweit Wirkungskraft haben, wie sie Frauen* global bestärken und wie die jeweilige politische Situation in Hinblick auf Frauen* mit jener der anderen am Schwerpunkt beteiligten Ländern vergleichbar ist. 

Zwei Veranstaltungen in Wien bilden einen Bogen, der weiters die internationalen „Jelinek-Tage“ in Paris (auch mit Blick auf Spanien), Warschau (auch mit Blick auf Tschechien), New York, São Paolo und Tokio (auch mit Blick auf Indien) umfasst. Die „Jelinek-Tage“ setzen sich aus Keynotes, Dialogen, Gesprächen und einem künstlerischen Abendprogramm zusammen. 

Als internationales Vernetzungsprojekt mit Live-Programmpunkten und digitalen Zuschaltungen fördert das Projekt nicht nur den Dialog zwischen Wissenschaft, Kunst und Öffentlichkeit, sondern auch den globalen Austausch zu einem der virulentesten Themen unserer Zeit – zur Frage nach Demokratie heute und der Position von Frauen*. 

Der Forschungsschwerpunkt WELT.AUTORIN.JELINEK startet am 12.3.2026 mit einer Auftaktveranstaltung in der Hofburg in Wien, bei der der Schwerpunkt mit allen am Projekt beteiligten Internationalen Partner*innen und Österreichischen Kulturforen/Botschaften der Öffentlichkeit vorgestellt wird, Jelinek als „Seismographin“ aktueller antidemokratischer Entwicklungen diskutiert wird und die zentralen Themen des Schwerpunkts umrissen werden. 

Der erste „Jelinek-Tag“ am 7.5.2026 in Paris (im Österreichischen Kulturforum Paris) mit dem Titel „GESCHLECHT & DEMOKRATIE“ analysiert die Position von Frauen* im Kontext weltweiter demokratischer Erosionsprozesse und erstarkender autoritärer und antifeministischer Bewegungen. Im Zentrum steht, wie Jelineks Texte patriarchale Machtverhältnisse, Geschlechterhierarchien und strukturelle Ausschlüsse in zunehmend illiberalen Demokratien sichtbar machen. Diskutiert wird, in welcher Form ihre literarische Praxis transnationale feministische Empowerment-Prozesse anstößt. 

Der zweite „Jelinek-Tag“ am 19.6.2026 in Warschau (im Österreichischen Kulturforum Warschau) mit dem „SPRACHE & DEMOKRATIE“ thematisiert das Verhältnis von Sprache und antidemokratischer Politik im Kontext autoritärer und nationalistisch aufgeladener Diskurse. Ausgehend von Jelineks Dekonstruktion totalitärer Sprachmuster wird untersucht, wie Sprache produktiv zur Auflösung und Infragestellung hegemonialer Ordnungen beitragen kann. Im Fokus steht das Potenzial von Jelineks Texten, Sprache als Raum globaler kritischer Gegenöffentlichkeit und feministischer Selbstermächtigung neu zu positionieren. 

Am dritten „Jelinek-Tag“ am 10.9.2026 in New York (im Österreichischen Kulturforum New York) mit dem Titel „THEATER & DEMOKRATIE“ steht das Theater als Ort ästhetischer und politischer Intervention gegen demokratiefeindliche Entwicklungen im Zentrum. Im Dialog mit Jelineks Werk wird analysiert, wie Frauen* im zeitgenössischen internationalen Theater Strategien des Widerstands gegen patriarchale und autoritäre Strukturen entwickeln. Dabei werden Formen performativer Gegenöffentlichkeit und emanzipatorischer Präsenz im Spannungsfeld von Kunst und Demokratie diskutiert.  

Der vierte „Jelinek-Tag“ im Oktober in Wien (im Kasino des Burgtheaters) mit dem Titel „Die Weltautorin“ würdigt Jelinek als engagierte Autorin und politische Intellektuelle, die in österreichischen ästhetischen Traditionen steht und globale Wirkung hat. In Gesprächen und künstlerischen Beiträgen wird ihr Werk als seismographische Analyse gesellschaftlicher Machtverhältnisse und demokratischer Krisendynamiken reflektiert. Zur Diskussion steht dabei auch die Funktion von Künstler*innen als kritische Stimmen im Spannungsfeld von Öffentlichkeit, Politik und Empowerment. 

Der fünfte „Jelinek-Tag“ am 6.11.2026 in São Paulo (im Goethe Institut São Paulo) mit dem Titel „ÖKONOMIE & DEMOKRATIE“ untersucht unter die Verschränkung von neoliberalen Machtlogiken, sozialer Ungleichheit und demokratischer Erosion. Jelineks Texte werden als kritische Analyse jener Strukturen gelesen, in denen Kapitalismus, Patriarchat und Geschlechterdiskriminierung zusammenwirken. Im Fokus steht, wie Jelineks Kritik an ökonomischen Gewalt- und Ausbeutungsverhältnissen als Impuls für globale feministische Widerstands- und Empowerment-Diskurse fungiert. 

Der sechste „Jelinek-Tag“ am 11.12.2026 in Tokio (im Österreichischen Kulturforum Tokio) mit dem Titel „VIRTUELLER RAUM & DEMOKRATIE“ befasst sich mit digitalen Öffentlichkeiten als Schauplätzen politischer Macht, Überwachung und Diskurskontrolle. Ausgehend von Jelineks Reflexionen zu medial vermittelter Gewalt und Sichtbarkeitsregimen wird untersucht, wie antidemokratische Dynamiken im globalen virtuellen Raum insbesondere Frauen* betreffen. Elfriede Jelineks kritische Perspektiven dienen dabei als Ausgangspunkt, um das Potenzial digitaler Gegenöffentlichkeiten für feministische Kritik und Widerstand auszuloten. 

Methodisch setzt der Forschungsschwerpunkt auf prozesshafte Abläufe und interdisziplinäre und international vernetzte wissenschaftlich-künstlerische Diskursformate mit dem Ziel, innovative Forschungspositionen und experimentelle Forschungsformate und -ansätze an den Schnittstellen von Wissenschaft und Kunst voranzutreiben. 

Die Ergebnisse des Projekts werden laufend im Open Access auf der Homepage des Interuniversitären Forschungsnetzwerks Elfriede Jelinek und auf dessen Portal zu Wissenschaft und Kunst öffentlich gemacht sowie am Ende des Forschungsschwerpunkts in einer Buchpublikation publiziert.


SCHWERPUNKTE DES INTERNATIONALEN FORSCHUNGSSCHWERPUNKTS
ZU ELFRIEDE JELINEKS 80. GEBURTSTAG


12.3.2026
AUFTAKT

Universität Wien
1010, Hofburg, Batthyanystiege, Schreyvogelsaal 


7.5.2026
GESCHLECHT & DEMOKRATIE

Österreichisches Kulturforum Paris
17 avenue de Villars, F-75007 Paris


19.6.2026
SPRACHE & DEMOKRATIE

Österreichisches Kulturforum Warschau
Próżna 7/9, 00-107 Warszawa 


10.9.2026
THEATER & DEMOKRATIE

Österreichisches Kulturforum New York
11 East 52nd Street, NY 10022 


Oktober 2026
DIE WELTAUTORIN
EIN ABEND FÜR ELFRIEDE JELINEK

Burgtheater Wien
1010, Universitätsring 2


6.11.2026
ÖKONOMIE & DEMOKRATIE

Goethe-Institut São Paulo
Rua Lisboa, 974, 05413-001 São Paulo SP


11.12.2026
VIRTUELLER RAUM & DEMOKRATIE

Österreichisches Kulturforum Tokio
1-1-20, Moto Azabu, Minatu-ku Tokio, 106-0046 


KOOPERATIONSPARTNER*INNEN DES PROJEKTS

  • Departamento de Polonês, Alemão e Letras Clássicas, Universidade Federal do Paraná, Brasilien
  • Département Etudes germaniques, Université Sorbonne Nouvelle Paris, Frankreich
  • Faculté de Langues & Cultures étrangères et régionales, Université Paul-Valéry Montpellier 3, Frankreich
  • Department of Languages, Vellore Institute of Technology, Indien 
  • Seminar für Germanistik, Meiji-Universität Tokyo, Japan
  • Instytut Filologii Germańskiej, Abteilung für Deutschsprachige Medien und Österreichische Kultur, Uniwersytet Łódzki, Polen
  • Forschungsprojekt NUREVIO, Universitat de València, Spanien
  • Institute of German Studies, Indiana University Bloomington, USA